Heute konnte ich mich nahezu nicht bewegen. Ruhiges Liegen im Bett war ok, wenden, hochstemmen oder gar aufstehen erschien unmöglich. Nach einigem Hin und Her und mich dem Zwang ergebend, die nächsten Tage doch zumindest etwas zu organisieren, wälzte ich mich innerlich stöhnend aus dem Bett. Danach klärte ich besagte Orga und führte eine längeres Telefont, bis mich ein windbedingter Stromausfall (WLAN) abrupt in meinen Ausführungen am Telefon unterbrach. Denken wir kurz weiter: Kein Strom, kein warmes Wasser. Verdammt, da saß ich gegen 10 Uhr da. Frühstück verpasst (das ist leicht zu verschmerzen), ungeduscht, unfertig für die restliche Orga. Da half nur, den Kopf unter kaltes Wasser zu halten, die Schmerzen bei jeder Bewegung zu ignorieren und langsam mal losgehen.
Im Bouquete Sandwich Shop gönnte ich mir einen frisch gepressten Bananensaft und einen Salat, der Frühstück und Mittag zugleich war. Anschließend fühlte ich mich bereit, bei einem Tourenanbieter vorzusprechen: morgen? heute? Shuttle? Am Ende unseres auf Spanisch geführten Gesprächs hatte ich mir einen Platz für die nachmittägliche Kaffee-Plantagen-Tour und meinen Shuttle nach Bocas del Toro für Mittwoch gesichert. (Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass selbst hier im touristischen Ort Bouquete mit etwa 2.000 Expats kaum jemand Englisch spricht? Eigentlich sprechen nur Guides Englisch…)
Die Tour zur Plantage begann wie bei diesen Touren üblich mit dem Einsammeln der Teilnehmer um 13.30 Uhr. Zur Überbrückung ein kleiner Chat mit Berlin, bei dem mir auch die vorläufigen Wahlergebnisse übermittelt wurden. Gut, dass ich so schön weit weg bin. Hier ist das alles so irrelevant… Doch dann ging es rauf in die Berglandschaft und wir erreichten die Plantage nach einer stellenweise holprigen Fahrt. Nach dem Aussteigen taute der Guide Carlos auf und lief zu Hochform auf. Die sich anschließende Führung war exzellent, in Sprache, Form und Inhalt.Ich habe dabei nicht nur viel über die Produktion von Kaffee, sondern auch über das Leben in Bouquete und Umgebung gelernt. Kleine Kostprobe gefällig?
Indige Bevölkerung macht hier einen großen Teil der Bevölkerung aus. Ihnen gehört vor allem etwa 80% des unbebauten Nebelwaldes. Sie arbeiten als Handlanger, d.h. als Kaffeepflücker, Erntehelfer etc. Sie beginnen bereits in der Kindheit zu arbeiten und es ist fraglich, wie lange sie heutzutage zur Schule gehen. Carlos hat mit 10 Jahren angefangen, Kaffee zu pflücken. Die Preise in Bouquete sind seit 2000 enorm gestiegen, nachdem eine internationale Zeitschrift Bouquete zu einem der besten Ort für das Verleben des Ruhestandes gekürt hatte. Daruafhin kamen die Fremden mit ihrem Geld und kauften Land. So wurde die Anzahl der Kaffeeplantagen geringer, die Anzahl der Arbeiter ging zurück, aber ein Reicher hatte sein Grundstück. Carlos hat von Deutschen erzählt, die damals Land für 50.000$ erwarben und nun für 2 Mio % verkaufen wollen. Miete und Lebenshaltungskosten sind für die Einheimischen kaum zu zahlen, für die indigene Bevölkerung noch weniger, weil die Jobs ganz unten angesiedelt sind. Der Stundenlohn auf der Plantage beträgt 2,50 $. Der dort erzeugte Kaffee wird Neuestem auch in Bouquete verkauft: ein Kaffe für etwa 4 bis 5 $. Wer Englisch kann und z.B. im Verkauf arbeitet, erhält 2,75$. Gentrification in einem recht kleinen Ort mitten in den Bergen von Panama.
Man merkte, wie wichtig Carlos alles drumherum auch war. Er konnte überzeugend vom Kaffee (z.B. 6 Sorten: natural, honey, water + anaerob bzw. aerob) erzählen, weil er alles selbst erlebt hat. Aber zeigte sich auch sehr informiert und muss seit Jahren Englisch und Wissen angehäuft haben., da er so viele Anspielungen und Verweise eingebaut hat, die weit über einstudiertes Wissen hinausgehen. Er erzählte so flüssig und witzig, dass ich mich trotz der Steherei an einigen Punkten der Plantage nie gelangweilt habe. Diese Tour hat sich absolut gelohnt!
Am Abend holt ich das Bloggen nach und ging fein etwas essen. Dann wieder bloggen. Prokrastination für das Andere, aber gleich kommen die Gedanken, bestimmt. 😉















