Bouquete liegt am Rand des Nationalparks Baru (Baru ist ein schlafender Vulkan, der einzige in Panama). Bajo Bouquete liegt etwa bei 1000m Höhe ist dadurch geradezu erfrischend kühl. Es geht außerdem oft ein mehr oder weniger kräftiger Wind. Herrlich nach der Affenhitze im Flachland! Es regnet allerdings auch viel – sehr viel, immer wieder, sprühregenartig. Aber hey, was ist schon so ein bißchen Regen.
Am Morgen des Sonntags stand ich auf, fühlte mich nach vielen Stunden Schlaf wieder ganz gut und ging zum Frühstück. Warum zum Henker hatte ich nochmal mit Frühstück gebucht? Ich weiß doch, dass das Frühstück in Lateinamerika in der Regel nicht zu mir passt. Nun einen Saft und ein Paar lausige Pancakes habe ich gegessen und bin dann aufgebrochen: Hiking. Zwei Trails mit einer Klappe, da sie beide in der selben Richtung außerhalb von Bouquette liegen. Also schnell im Supermarkt eine Banane und Wasser erstanden, dann los zu den Collectivos. Wenn sich schon der Bus bis Bouquete gequält hatte, das Collectivo jammerte stellenweise noch viel mehr. Andere Touristen waren auch unter den Insassen und wahrscheinlich haben uns die Einheimischen für verrückt gehalten. Wandern ist ein Luxus!
Wir haben haben mit ständigem Aus- und Einsteigen fast 45min für knapp 10km benötigt (2,50$), aber schließlich wurde ich mit zwei anderen rausgelassen und stand vor dem Schild: The Lost Waterfalls. Es begann stärker zu regnen. Also zog ich die Regenjacke über und stiefelte los, wobei ich den beiden anderen Europäern den Vortritt ließ. Eigentlich gab die für diese Region typische Brücke zu Beginn schon einen Vorgeschmack, wie gut beschaffen der Weg sein würde. Nach einem ersten Aufstieg (Start bei über 1600m Höhe, Ende bei 1.900m) kam ich an das Eintrittshäuschen, bezahlte meine 10$ Wegegeld und trug mich ins Buch der Wanderer ein. So führen sie Buch darüber, ob auch alle wieder zurückgekommen sind…
Los ging es, bereits etwas nass und irritiert wegen des Schlamms. Aber hey, es wurde mit jedem Abschnitt der drei Wasserfälle – tata – schlimmer. Es war ein grüner Dschungel (Nebelregenwald), ein enger Pfad aus Felsen und Schlamm (also eigentlich Erde, aber der Regen und so), steile Passagen, die nur mit einem Seil unterstützt wurden. Lächerliche 3,5km lang und das schon hin und zurück, aber ich brauchte 2,5h, obwohl ich mir kaum Zeit zum Herumschauen nahm. Es war so nass, ich musste mich heftig auf das Vorankommen konzentrieren und finde in meinem Alter auch das Schwappen von Holz unter meinen Füßen oder das Glitschen im Schlamm wenig erheiternd. Ständig hatte ich Angst, der Länge nach hinzuschlagen. Also ließ ich äußerste Konzentration walten, bis ich am Wendepunkt, dem dritten Wasserfall, ankam. Dort passierte es dann: Auf nassem Stein abgerutscht und bums auf anderen Steinen angekommen. Das Aufkommen war bestimmt nicht leise, mein Kommentar auch nicht, trotzdem haben die beiden nahestehenden Wanderer mich nicht gehört. Das sagt alles über die Lautstärke des Wasserfalls.
Leicht lädiert machte ich mich auf den Rückweg – voller Horror ob der anstehenden Abseilakte. Doch gerade diese Abschnitte verliefen besser als gedacht. Dafür merkte ich die Nachwikrung des Sturzes und die Anstrengung insgesamt in meinen Muskeln. Man muss sich das so vorstellen: Man geht eigentlich jeden Meter dieser Strecke mit Anspannung, weil man entweder höher, weiter oder tiefer als gewöhnlich tritt. Manchmal ist Beweglichkeit gefragt, die ich leider nicht habe. Häufig will man auch einfach nicht im Schlamm einsinken, um neben der Nässe nicht auch noch Dreck in den Schuhen zu haben. Fazit: Es war super anstrengend und im Prinzip wenig ergiebig.












Doch was soll es. Wenn man schon einmal da ist und der Himmel etwas aufzuklaren verspricht, kann man sich auch noch zum zweiten Trail des Tages schleppen. Immerhin zunächst einmal abwärts die Straße entlang. Der Name des zweiten Trails darf aus den Beitragsfotos erschlossen werden. Kleine Rätsel fördern die Aufmerksamkeit der Leser, oder nicht? Der Trail gilt als weniger anspruchsvoll (richtig!) und ist hin und zurück 5,6km lang. Der höchste Punkt liegt bei knapp 1.950m, gestartet wird bei 1.580m. Eintritt sind 5$, die Frau dort war sehr nett und hat mich damit getröstet, dieser Trail sei ganz leicht. Er ist übrigens bekannt dafür, dass man hier den berühmten Quetzal (ein hübscher Vogel, zumindest das Männchen) sehen kann. Mit viel Geduld, Ausdauer und Wissen, wo man schauen soll. Dazu habe ich etwas Spannendes gelernt, was die Lieblingsspeise des Quetzals angeht. Man trifft eben immer Schlaue und Fachleute, die gerne an ihrem Wissen teilhaben lassen.
Der Trail war entspannend. Die Sonne kam tatsächlich mal raus udn wärmte mich wieder durch. Hier toste das Flusswasser etwas weniger, so dass ich Vögel hören konnte. Es gab ein paar „Brücken“, weitgehend gut begehbare Wege, wenige Balanceakte und einen Stein, auf dem ich sogar mal in der Sonne pausieren konnte. Bromelien und andere Pflanzen säumten die Bäume und den Wegesrand. Es war lichter und denoch überall dicht und grün. Hier war Zeit zum Schauen und Lauschen.













Auf dem Trail habe ich mir Zeit gelassen. Bei meiner Rückkehr zur Straße fragte ich alle Anwesenden, wie lange sie schon warten würden, da ich wusste, dass das Collectivo nur jede Stunde vorbeikommt. Keiner hatte wirklich lange gewartet, so dass ich befürchtete, ich müsste jetzt endlos auf die Mitfahrgelegenheit warten. Doch zu meiner Erleichterung kam der Bus genau da und wir knautschten uns hinein. Im Verlauf der Fahrt wurde es noch etwas voller (24 Personen gehen in so einen Mini-Bus mit Quetschen und Stehen rein), was die Fahrtgeschwindigkeit nicht gerade erhöhte. Doch bald war ich am frühen Abend zurück und duschte erst einmal ausgiebig heiß, um meine Muskeln und Blässuren zu pflegen. Später ging ich dieses Mal bei einem Spanier essen, unterhielt mich etwas mit dem Kellner und kehrte stöhend zurück zum Hotel. Ich war so zufrieden und satt, dass ich mich noch länger meiner speziellen Hausaufgabe widmete.
