Heiß, trocken, sonnig, tagsüber recht leere Altstadt, die wie ein Open Air Museum allerdings inkl. moderner Einwohner wirkt. Angenehm zum Spazieren und sehr viel zu sehen. Ohne Guide allerdings nur wenig horizonterweiternd. Zu viel ist durch sprachliche Barrieren unklar.
4h mit Guide: Jetzt kenne ich die halbe Geschichte Usbekistans, insb. die der Zeit vor der Unabhängigkeit 1991. Außerdem gibt es zu viele Madrassen in Khiva. Hier mal nur ein Auszug dessen, was man rund um Geschichte und Kultur dieser Region (Khorezem heißt der Bezirk) wissen kann.
Flagge: 12 Sterne = 12 Regionen Usbekistans, ohne die Autonimieregion Karakalpakistan, die eine eigene Flagge hat; grün/türkis für das Land und Islam
Khorezem ist uralt und geht auf das 3./2. Jh. BC zurück, dann kam Islam (8. Jh.), Dschngis Khan (14. Jh.), seine Nachfolger (15. Jh.), dann Timur bzw. Tamerlan, dann dessen Nachfolger, dann Zerfall Zentralasiens in 2 große Regionen (Khiva Khanat und Bukhara Khanat/Emirat, das wiederum noch eine Absplitterung in ein Kokand Khanat erlebte), 1872 folgte der russ. Zar Alexander II., 1920 traten die Bolschiwiki die Herrschaftsnachfolge an. Vor dem allen ist in Samarkand u.a. Alexander der Große und seine Diadochen vorbeigekommen.
Khiva und Wissenschaft: Eine der Madrassen hier – man betrachtet sie am besten als verschiedene Fakultäten einer Hochschule ganz ähnlich wie im christlichen Mittelalter – hatte große Berühmtheiten des 10. Jh. als Lehrer, u.a. Ibn Sina und Buruni.
Khiva und Architektur: Es gibt einen alten Stadtkern mit Mauer und einen äußeren Mauerring. Die Gebäude sind mit Majolika jeweils einzigartig verziert. Holz wird sehr viel verwendet und muss aufgrund der hohen Feuchtigkeit der Region immer wieder erneuert und geschützt werden. Einige Säulen in der einen Moschee, die bis zu 3000 Personen fasst, sind über 1000 Jahre alt. Alle sind einzigartig in ihren Mustern.
Folklore: Inhaltlich kann ich ja nichts sagen, so ohne usbekisch, aber die Frauengruppe gestern, die in einem der Paläste – erwähnte ich schon, dass es auch davon einige hier gibt? – von einem Fernsehteam Usbekistans gefilmt und interviewt wurde, kam gut rüber. Aber extrem ist, dass sie Rhythmus durch Fingerknacken erzeugen. Lustig anzuschauen hingegen ist ihr Musizieren mit Teegeschirr. (Hier ein Teil der Gruppe einen Tag später:)
Kleidung: Puschelmützen aus Lammfell für jede Jahreszeit. Weiß im Sommer, schwarz im Winter.
Futter: Somma, Gumma, Shivit Oshi (nur Khorezem Region hier in Khiva) geht auch alles vegetarisch, zumindest in meinem Standardrestaurant. Saft bzw. Mix aus Saft mit Sirup sollte man lieber lassen, wenn man Süße im Getränk nur bedingt ertragen kann.
Sitten: Frauen müssen nach der Heirat in den Haushalt des Mannes bei dessen Familie leben. Das schließt tyrannische Schwiegermütter ein, gegen die die Schwiegertochter nichts machen kann – selbst bei Misshandlungen. Ansonsten gilt, dass Söhne in der Altersreihenfolge heiraten dürfen/sollen/müssen. Der Jüngste erbt ggf. alles von den Eltern. Im Allgemeinen tragen alle gemeinsam zum Unterhalt der Familie bei. Quasi alles auf ein Konto, von dem auch neue Hausstände finanziert werden.
Heirat: Lt. guide von heute wollen alle früh heiraten. Und warum? Nur dann dprfen sie Umgang mit dem anderen Geschlecht haben. Intercourse sei aus religiösen Gründen verboten, Frauen müssten bei Heirat Jungfrau sein, das werde geprüft. (Mit dem unsäglichen, villkommen fehleranfälligen Bluttest, Männer werden selbstverstöndlich nicht getestet. Ganz zu schweigen von der Unbeholfenheit beider TN am Intercourse in der Hochzeitsnacht.) Man wolle früh heiraten, weil das ein körperliches Bedürfnis des jungen erwachsenen Körpers sei. Im Durchschnitt heiraten Männer zwischen 19 und 25 Jahren, mind. 3 Kinder sind für den Erhalt der direkten Linie erwünscht. Seit der Unabhängigkeit 1991 ist die Bevölkerung von 8 Mio auf knapp 37 Mio angewachsen. Und das wird in dem rohstoff- und wasserarmen Land durchaus als Leistung wahrgenommen…
Fahrt zu 3 Khorezem Festungen: Festung 1 = Ayaz-Kala, Festung 2 = Toprak Kala, Festzng 3 = Kyzyl Kala, anschließend kurzer Stop Akchakul See; Guide/Fahrer sprach konversationssicher English, viele Details über ihn und Leben vor Ort erfahren













































